"...Der den Tod erschaffen hat und das Leben, auf daß Er euch prüfe, wer von euch die besseren Taten verrichte; und Er ist der Erhabene, der Allvergebende "
67:2
Der ungebetene Gast oder der vorbereitete Gastgeber?
Salam alaikum, Hola and Hello,
in der heutigen Zeit sind wir oft von einer Vielzahl kultureller Praktiken und Rituale umgeben, die im Ursprung weit entfernt von der authentischen Sunnah liegen.
Umso wichtiger ist es, zu ihr zurück zukommen und sich Wissen anzueignen die nicht nur einen selber betrifft, sondern auch die Ummah.
Ein Thema was lange tabuisiert wurde und mit vielerlei Praktiken ausgeschmückt ist, ist die islamische Totenwaschung (arab.Gusl El Meyyit). Sie ist eine Pflicht der islamischen Gemeinschaft dem Verstorbenen gegenüber und alleine diese Tatsache sollte uns einen neuen Blickwinkel verschaffen. Der Blickwinkel zu der Beziehung zwischen dir und deinem Schöpfer.
Ich wurde mal gefragt, warum ich solch eine Interesse an diesem Seminar habe und was es mir persönlich bringen würde? Warum würdest du es gerne machen oder warum auch nicht?
Vielleicht ändert sich deine Ansicht nach diesen Zeilen...
Jeder Mensch hat seine Geschichte
Meine 1.Berührung mit dem Tod war im Kindesalter. Ich habe mit 10 Jahren meine Mutter im Kampf gegen den Krebs verloren. Durchaus war dieser Tod der größte Verlust, doch heute erkenne ich den größeren Verlust- sie ist nicht als Muslima gestorben. Alhamdulillah Allah ist der beste Planer und so führte mich dieser Schicksalsschlag nur einige Jahre später zu meiner Religion.
Die Rechtleitung und das Bewusstsein dafür ändert deine komplette Sichtweise auf das Leben mit all ihre Segnungen und Prüfungen.
Meinen Vater verlor ich Ende 20 an den Folgen einer Chemotherapie. Zur jener Zeit war ich schon verheiratet und Mutter und mein Glauben hatte den größten Platz in meinem Leben eingenommen.
Die Tatsache, dass mein Vater ebenfalls nicht als Muslim verstarb, ist der Grund warum ich eine andere Sichtweise auf die Totenwaschung habe.
Die stille Ehre
Du fragst dich was ich ehrenvoll an der islamischen Totenwaschung finde?
Ich war Zeugin davon, was es bedeutet unwürdig begraben zu werden.
Wenn du siehst, dass dein Vater im Sarg liegt aber nicht gewaschen, der Mund zugeklebt und in seinen Klamotten gekleidet wurde, kein Gebet verrichtet wird, weckt dies ein Gefühl in dir, was dich für die Zukunft formt.
Nein, es geht nicht um das Gefühl von Trauer und Wut, es geht um das Gefühl der Demut und Dankbarkeit. Unermesslich dankbar zu sein für die Rechtleitung und die Barmherzigkeit die einem gewährt wird, selbst nach dem Ableben.
Diese Gedanken manifestierten sich erneut, während ich Halima zuhörte und jeder ihrer Handlungen mit meinen Augen verfolgte.
Die Totenwaschung: eine Reise zu dir selbst
Halima ist eine junge Schwester die ihre Berufung in der islamischen Totenwaschung gefunden hat und gemeinsam mit ihrem Mann das Bestattungsinstitut " Al-Amanah" in Aachen ins Leben gerufen hat.
Auch sie hat eine sehr bewegende Lebensgeschichte und ist eines der vielen Beispiele dafür, wie Schicksalsschläge Menschen dazu bringen können etwas in der Welt zu bewegen, mit Allahs Hilfe.
Was mich am meisten gefesselt hat, war nicht nur das Festhalten an der Sunnah mit jedem Schritt der ausgeführt wurde, sondern auch diese Ehre und Würde, den sie dem Verstorbenen zukommen lässt.
Es ist unumstritten, dass dies nur durch die Leitung Allahs und das Halten an seine Grenzen aus Liebe und Furcht geschehen kann.
Und während Halima unsere Schwesterngruppe von über 40 Leuten, jeden Schritt der rituellen Totenwaschung an einer menschengroße Puppe vorführt, habe ich so viele Gedankengänge: Alhamdulillah, dass ich Muslima bin und möge Allah mit ein gutes Ende geben mit so einer Totenwaschung.
Es ist nicht nur der Wunsch der entsteht selber so gewaschen zu werden, sondern auch in der Lage sein zu können, seine Liebsten diese letzte Ehre zuteil kommen lassen zu können, mit dem Festhalten an der authentischen Sunnah, in shaa Allah.
Mir war nie so bewusst, wieviel Ehre uns Allah nach unserem Ableben gibt.
Diese gründliche und präzise Waschung, diese Reinheit , dieser Duft und diese Achtsamkeit die Würde des Menschen aufrecht zu Erhalten, um ihn auf sein Treffen vorzubereiten, kann nicht spurlos an jemandem vorbeigehen.
Also vertiefen sich die Gedanken nicht mehr nur in die Angst vor dem Tod, sondern nehmen eine Wendung in der Liebe zu Allah und dem Willen sich noch mehr auf seinem Wege anzustrengen.
Es wird einem bewusst, dass die Rechtleitung unser höchstes Gut ist und ein Segen voller Barmherzigkeit die Allah genau dir hat zukommen lassen.
Er hat dich herausgepickt um Ihn dienen zu können und er hat dich auserwählt um diese letzte Ehre zu erhalten,bevor du ihn triffst, in shaa Allah!
Die Generalprobe
Es kommt der aufrichtige Wunsch, diese Welt genauso zu verlassen und ein erfreuliches Treffen zu erhalten. Die Gedanken an meine Familie, Allah möge sie rechtleiten, und an meine Eltern schmerzen so sehr und im selben Moment löscht die Demut der Dankbarkeit es aus. Sich bewusst zu sein, dass man eine Muslima ist und dieses höchste Gut erhalten hat, ist die Belohnung für diese Prüfungen.
Also, bleibt am Ende dieser Reise ein aufrichtiger Dank an Schwester Halima für ihre unermüdliche Hingabe in ihre Arbeit, an der sie uns teilhaben ließ.
Durch Allahs Gnade, konnte sie uns durch eine Reise führen, die einem wieder den Fokus in Erinnerung ruft wonach wir streben sollten und die Frage in den Raum wirft; ob der Tod ein ungebetener Gast sein wird oder wir ein vorbereiteter Gastgeber ?
Vor der Reise ins Jenseits müssen wir eine Reise zu uns selber vornehmen und uns bewusst werden, ob wir die Koffer gepackt haben, oder wir dies vor Ermüdung durch das Spiel im Diesseits verschlafen haben.
Mögen wir ein gutes Ende haben und die Freude verspüren mit unseren Liebsten in Al Firdaus vereint zu werden. Allahumma amin-
Salams and Love
Elsa